Montagsdemonstration in Potsdam: sich zeigen, Farbe bekennen!

Es hört gar nicht mehr auf:

In der Ukraine mordet der neue Präsident wie der Vorgänger, nur schlimmer: mit schwerer Artillerie, Minenfeldern und Phosphor-Bomben.

Im Irak spinnt der Westen ein neues Lügennetz: eine böse Terrortruppe, ISIS/ISIL, vor der die feige Armee einfach davonläuft, unter einem unfähigen Regierungschef, der dringend ersetzt werden müsse. Früher hieß so etwas noch „regime change“ und bezeichnete einen von außen bewerkstelligten Sturz einer rechtmäßigen Regierung. Hier winkt den USA nicht nur Rohstoffkontrolle, sondern auch direkte Einsatzfläche an der iranischen Grenze – besonders praktisch, weil soeben die 5+1-Gespräche zum iranischen Atomprogramm in die entscheidende Phase gehen. Hier hätten die USA nicht nur gern verhindert, dass der Iran sich mittels der Atomtechnologie von den eigenen Rohstoffen unabhängig macht und so wirtschaftlich und politisch noch stärker wird – als trotz der vielen Sanktionen ohnehin schon. Hier würden die USA auch gern den Iran dazu zwingen, die Freundschaft mit Syrien aufzugeben – und in Nahost: klein bei.

In Afrika, ausgerechnet im rohstoffreichen Nigeria, haben die USA ebenfalls eine Terrortruppe künstlich „gehyped“: Boko Haram. 300 Buschkrieger halten die Welt in Atem – und schon ist wieder ein Vorwand da für einen gewinnbringenden Einsatz in Rohstoff-Nähe.

Während wir jedoch gebannt auf alle diese spannenden Schauplätze starren – und viele nach Brasilien zur Fußballweltmeisterschaft – wird direkt in der Nähe, in Genf, ein ganz übles Vertragsmachwerk zum Nachteil aller beteiligten 50 Völker und zum blanken Vorteil raffgieriger Konzernkartelle ausgehandelt: TISA. Noch gefährlicher und krimineller als TTIP! (s. unser Video vom 3. Juni 2014) Hier geht es um unumkehrbare „Privatisierung“, zum Beispiel bei Wasserrechten – aber bei weitem nicht nur dort. Wieder erhalten Konzerne bevorrechtigten Zugriff, die Völker werden durch korrupte Regierungen jeder Möglichkeit zur Gegenwehr beraubt – und am Ende stehen wir noch privaten „Sicherheitsfirmen“ gegenüber, die jedem das Leben schwer machen, der seine Bürgerrechte wahrnimmt, die schon vielfach unterhöhlt und ausgehebelt sind – zum Beispiel durch den berüchtigten Vertrag von Lissabon.

Während dieser Vertrag jedoch schließlich noch von Juristen rekonstruiert werden konnte, aus einer vielhundertseitigen Quellenliste (!), sollen wir vom TISA-Text erst in fünf Jahren erfahren dürfen.

Das ist Betrug, undemokratisch und  erfüllt sofort die meisten Kriterien einer Machtergreifung, die dereinst auch so in unseren Geschichtsbüchern stehen wird.

Kurz: WER SICH NICHT WEHRT, LEBT VERKEHRT. Auf zur Montagsdemo! Gleichgesinnte kennen lernen, nicht nur unverbindlich elektronisch, sondern persönlich, direkt – und bei sinnvollem Tun. Ein Wort zu den Montagsdemos? Schon bröckelt es wieder, einige meinen, man müsse die Demos „auf Linie bringen“, spielen sich auf. Die „Linie“, wenn es denn eine geben muss, sollten gemeinsame Forderungen sein, die alle vertreten können. Unser maroder Staat bietet da massenhaft Ansatzpunkte – und ständig neue, der Stoff wird uns nicht ausgehen! Und das kann jede Gruppe doch ohne Einwirkung von außen schaffen – oder? Außerdem hat niemand den Montag gepachtet – und die Plätze auch nicht. Also: möglichst zusammen bleiben, zusammenraufen, zusammen die Forderungen durchsetzen. Bevor eine/r sich jedoch frustriert zurückzieht und gar nichts mehr macht: lieber etwas Neues! Gutes Motto: alles hilft.

Christoph Hörstel bei der Montagsdemo Potsdam, 23. Juni 2014. Link zum Video: http://vimeo.com/99014355